tethered baby (tethered shooting unter Linux)

Geht es um Computer in einem Fotostudio, denkt der Großteil sofort an Macs. Das wäre dann auch der Teil, der unterbelichtet genug ist, einen zu kaufen oder schlimmer noch – davon zu träumen, weil das Geld noch nicht reicht 😉

Heute will ich mal zum Thema ‚Tethered Shooting‘ eine Variante aufführen, die ohne Lizenzkosten und ohne überteuert angebotene Vorjahreshardware mit angebissenem Obst auskommt.

Edit vom 08.03.2012: mittlerweile gibt es schon stabile laufende Lösungen für Leute, die sich nicht mit dem Konsolen Quatsch abgeben möchten. Hier seien Darktable und Entangle erwähnt, die ich selbst schon testen und die über einen Zeitraum von 2-4 Stunden an der D300s sowie D700 gute Arbeit geleistet haben.
Trotzdem bleibe ich ein Freund der Konsolen Lösung, da ich mehr Einfluss darauf nehmen kann, was mit den Bildern passiert.
Unser Ziel im ersten Teil:

Das Foto wird nach der Auslösung auf dem PC oder Tablet angezeigt / auf einen Kundenbildschirm/ Beamer/ eine Webseite oder Netzwerkfreigabe übertragen.

  • Wir brauchen eine Hardware mit einem Linux-Kernel und USB-Anschluss(altes Notebook/Netbook, eine Xbox™ oder Android Tablet mit USB Host und Rootzugriff) eben alles wo ich eine Konsole öffnen kann.
    Edit 08.03.2012: Mittlerweile gibt es sehr gut funktionierende Apps für Android, so dass man die Console da außer Acht lassen kann. Ich freue mich schon auf die Android Console OUYA – denn freie tethering Apps, ein HDMI-Anschluss und Wireless Controller – das gibt Raum für Spielereien und mit 99$ in dieser Hinsicht mehr als ein Schnäppchen.
    (Workstations eigen sich sehr gut und die gibts bei Quantelectronic ab ca. 8€)
    Die Hardware muss nicht zwnigend ein Linux führen – das gleiche Ergebnis läßt sich auch in einer VM oder mit einer LiveCd (Knoppix o.ä.) erreichen.
  • unsere DSLR und das entsprechende USB Kabel
  • für’s Erste libgphoto2 auf dem Gerät (ist meistens schon drauf )

Dann geht’s los – Kamera (im PTP-Modus) und Notebook verbinden. Terminal öffnen und gphoto2 --capture-tethered eingeben und fertig.
Jetzt wird jedes geschossene Foto sofort zum PC übertragen bis der Befehl mit CTRL+C abgebrochen oder die Kamera ausgeschaltet wird.

Aber da geht noch mehr:

gibt man als Befehl gphoto2 --capture-tethered --hook-script=myscript ein, wird zu jedem übertragenen Foto noch das entsprechende Befehlsscript ausgeführt.

das könnte dann so aussehen:

#!/bin/sh
case "$ACTION" in
init)
;;
start)
;;
stop)
;;
download)
pkill eog
convert "$ARGUMENT" -resize 640x640 s_"$ARGUMENT"
eog -f s_"$ARGUMENT" &
;;
esac

sieht gefährlicher aus, als es ist.

eog ist der von mir genutzte Bildbetrachter – der wird zuerst geschlossen.( pkill eog )Danach verkleinere ich das übertragene Foto mit Imagemagick auf 640px.( convert "$ARGUMENT" -resize 640x640 s_"$ARGUMENT") Das ist nicht nötig. Ich hab das nur weil mein Handy die Bilder dann schneller anzeigt. Die Zeile kann also weg gelassen werden.
Jetzt starte ich den Betrachter im Fullscreen mit dem verkleinertem Foto.(eog -f s_"$ARGUMENT" ) .

Das war’s. Natürlich kann ich die Fotos im Script auch an einen Webserver übertragen oder was auch immer. Da ist Kreativität gefragt.
Eine schöne Variante ist, dem eog über Parameter das Display anzugeben, das er nutzen soll. Und so erscheinen Fotos dann eben auf einem Beamer oder angeschlossenem LCD-TV, ohne dass der Kunde sieht, was auf dem Desktop des PCs abgeht.

Apropos – Ich bin mir durchaus bewusst, dass das mit Lightroom™ genauso geht aber garantiert nicht auf einem Celeron Notebook mit 128Mb oder wie bei mir auf einem Nokia N900  😉 und schon gar nicht für Zero Bucks. auch gibt es bei den meisten DSLRs die Möglichkeit ein VideoOut- oder gar HDMI kabel direkt an einen TV anzuschließen, aber wie oben gesagt, dann sieht man auch alles, was ihr auf dem Display anstellt. Das wirkt schnell verwirrend und unprofessionell. Auch gibt es den WT-5 oder Eye-Fi SD Karten aber bei ersterem gefällt mir der Preis und bei zweiterem der Stromverbrauch nicht. Außerdem möchte ich nicht den ganzen Tag die Wange an einen WIFI Sender pressen.

Die kolerische Oberlehrer Typ – und davon gibt es ja in diversen Fotografie Foren zahlreiche – wird jetzt aufbegehren und erhobenen Fingers sagen, dass tethered shooting aber viel mehr bedeutet als das übertragen der Fotos zum PC. Nämlich die Fernsteuerung der Kamera über den PC. Aber da wir hier ja schon bei recht vielen Buchstaben sind gehe ich darauf in einem der nächsten Artikel ein.

photoholic Verfasst von:

Marco Dierbach - beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit dem Thema digitale Fotografie und Bildbearbeitung sowie die Computergrafik. Zu seinem Portfolio gehören Webseiten, Fotos von Portraits über Spezial-Panoramen bis hin zu extrem aufwändigen Auftragsarbeiten und kompletten Event-Dokumentationen wie Hochzeiten oder anderen wichtigen Ereignissen im Leben, die Sie 'konservieren' möchten. Fotokurse im Raum Mitteldeutschland bis hin zu Workshop-Reisen runden das Angebot ab. Der Autor versucht monatlich ein oder mehrere kostenlose Hintergrundbilder aus den besten Fotografien zu erstellen. Diese findet man dann unter dem Punkt free wallpaper im Menu oder der Galerie zusammen mit weiteren freien Bildern.

Ein Kommentar

  1. Sebastian
    14. Juni 2012

    Hallöchen Gleichgesinnter :).

    Ich war ebenfalls lange auf der Sucher nach einer Tetherd-Shooting Lösung auf Linux Basis für mein Wetab.
    Dank deiner Lösung bin ich nun auch auf den Betrachter EOG gestoßen und wollte mich dafür bedanken. Ich habe mit verschiedenen Betrachtern gespielt, aber alle waren langsamer was das Öffnen der Bilder anging. EOG ist da echt flott.

    Falls du Interesse an meinem „Leidensweg“ und meiner kleinen Lösung hast kannst du dir mal das hier anschauen:
    http://www.wetab-community.com/index.php?/topic/18172-tethered-shooting-mit-gphoto/

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